Hallo liebe Forumsbenutzer,
die an sich fertige Planung meiner Anlage würde ich gerne zur Diskussion stellen. Ich bin sehr gespannt, was für Reaktionen folgen werden. Modellbahnplanungen sind ja vor allem Geschmackssache, wenn man nicht den Anspruch auf eine vorbildnahe Darstellung erhebt.
Zuerst jedoch eine kurze Einführung wie es zum jetzigen Planungsstand gekommen ist.
Nachdem ich mehrere Testmonate lang verschiedene Planungsprogramme für die Modellbahn ausprobiert habe, bin ich jetzt bei Wintrack 10 gelandet.
Die Grundplanung ist mit Raily 4.0 erfolgt, welches die nette Möglichkeit bietet, Züge über die geplante Anlage fahren zu lassen. Was erst wie ein Gag aussah, entpuppte sich jedoch schnell zu einer guten Möglichkeit um einen Eindruck zu bekommen, wie viele Züge die Anlage verkraftet gleichzeitig fahren zu lassen ohne das alles zu Unruhig wird.
Allerdings bietet Raily keine vernünftige 3D-Darstellung. Diese benötigte ich jedoch um abschätzen zu können, ob das, was ich da geplant hatte überhaupt noch halbwegs baubar ist. Schließlich wollte ich nicht nur Gleise sondern auch noch ein wenig Landschaft mit Platz für Gebäude haben. Da mein Zeichentalent nicht so ausgeprägt ist, dass ich mir die Anlage perspektivisch aufzeichnen könnte, musste ich mir vom Computer helfen lassen.
Wintrack hat hier meine Erwartungen noch übertroffen. Nicht nur dass die Bedienung schnell erlernbar ist, ich habe auch meine alte Raily-Planung, von der ich eine Bitmap einfach auf Ebene 2 gelegt habe, innerhalb von 2 Tagen in Wintrack übertragen können. Außerdem ist die Möglichkeit genial, die Modellhäuser, die ich ohnehin schon besitze, mit ihren realen Abmessungen in die Planung einfließen zu lassen. Zu enge Abstände zwischen den Gebäuden oder zu steile Berghänge lassen sich so recht einfach erkennen.
Eigentlich ist die jetzige Planung eine Weiterentwicklung meiner so genannten Diagonalbahn. Diese sollte Platz in nur einem Raum finden und bekam ihren Namen aus der Tatsache, dass sich der Bahnhof in der Diagonalen befand, um möglichst lange Bahnhofsgleise zu erhalten.
Diese Anlage war so konzipiert, dass mittellange Züge in dem Bahnhof halten sollten, lange IC und ICE zwar auf der Anlage auftauchen, jedoch in dem viel zu kleinen Bahnhof nicht halten sondern nur durchfahren würden.
Die Anlage wird mittels PC im Automatikbetrieb gefahren. Damit ich jedoch auch meinem Spieltrieb nachkommen kann, gib es eine Bergstrecke, die einerseits einen automatischen Pendelbetrieb vom Bahnhof zu einer Bergstation ermöglicht, andererseits die Verbindung schafft, von der tief gelegenen Kohlebeladung zur hoch gelegenen Kohleentladung zu gelangen.
Die Kohleentladung funktioniert über eine Entladebühne und Förderbänder, die das Schüttgut zur Kohlebeladung transportiert. Mittels Fleischmann Selbstentladewagen wird die Kohle dann per Zug nach oben transportiert und das Spiel kann von vorne beginnen.
Ein Kreisverkehr sollte selbstverständlich keine Anwendung finden, daher sind zu beiden Seiten des Bahnhofes Kehrschleifen angeordnet. Der 5-gleisige Schattenbahnhof sorgt dafür, dass ein gerade vom Bahnhof losgefahrener Zug nicht sofort auf der Anlage wieder auftaucht.
Soweit die Randbedingungen, die ich mir für den Gleisplan selbst gesteckt hatte.
Jetzt ging es daran, die Gleise so zu verlegen, dass die Kehrschleifen möglichst lang sind, die Steigungen max. 3,5 % betragen und die Streckenführung von außen nicht sofort nachzuvollziehen ist. Für mich interessante Anlagen sind die, bei denen ein Besucher möglichst lange von der Anlage gefesselt wird. Dies hängt nach meiner Erfahrung maßgeblich davon ab, ob ein Betrachter einen Zug praktisch die ganze Zeit mit dem Auge verfolgen kann bzw. er voraussagen kann wo der Zug wieder auftaucht wenn er einmal in einem Tunnel verschwunden ist. Dieser Umstand erhöht nicht unbedingt die Spannung beim Betrachter und sollte daher vermieden werden. Auf der anderen Seite werden Streckenabschnitte benötigt, auf denen ein Betrachten eines Zuges ohne Hektik möglich ist. Außerdem sollte noch ein wenig Landschaft vorhanden sein, in der kleine Geschichten aus dem Leben nachgestellt werden können. Diese Vorgehensweise habe ich mir aus vielen Besuchen im Miwula in Hamburg abgeschaut. Auch den Grundsatz, dass lediglich ein drittel bis ein viertel der Gleise sichtbar verlegt sind, der Rest dazu dient abwechselungsreichen Zugverkehr auf die Anlage zu zaubern, wollte ich bei meiner Anlage zur Anwendung bringen.
Schnell merkte ich, dass so komplexe Gleispläne ohne Programmunterstützung schwer auszuarbeiten sind. Wie schon erwähnt, wurde der Gleisplan mit Raily erstellt, die Überprüfung, ob genug Stellfläche für Gebäude vorhanden war, konnte ich damals nicht durchführen, da ich zu der Zeit Wintrack noch nicht gekauft hatte. Erst als ich die 2-Raum-Anlage geplant hatte, und dafür die Spantenberechnung brauchte, fand Wintrack 10 den Weg zu mir. Da die Umsetztung der Raily Planung dank der einfachen Bedienung von Wintrack sehr schnell ging, entschloss ich mich, auch die Diagonalbahn in Wintrack darzustellen.
Die Umsetzung der Planung dauerte lediglich zwei Tagen.
Nachdem die Planung für die Diagonalanlage abgeschlossen war und ich einen finalen Plan hatte, überlegte ich, ob es nicht doch möglich wäre, mehr Platz im Haus für die Modellbahn bereit zu stellen. Der Keller, indem die Anlage betrieben werden soll, umfasst rund 100 qm. Allerdings aufgeteilt in viele kleine Räume und nicht alle Räume sind baulich dafür hergerichtet eine Modellbahn beherbergen zu können. Nach einigen statischen Berechnungen reifte der Entschluss künftig eine Wand komplett zu entfernen und in einer anderen Wand Durchbrüche für die Gleise herzustellen.
Jetzt war natürlich eine Neuplanung unumgänglich. Die so genannte 2-Raum-Bahn entstand. Einige Element, sowie das Grundkonzept mit Bergbahn und spielbarer Kohleverladung der Diagonalbahn blieben erhalten. Der Bahnhof wurde länger und in die Kurve gelegt.
Ich hatte während der Planungsfase im Internet die Modellbahnanlage Hintertupfingen (
www.Erlebniswelt-Modellbahn.de) entdeckt. Kleine Videos einer anscheinend großen Anlage weckten mein Interesse. Die Dokumentation auf DVD, die ich mir schicken ließ, offenbarte, dass diese Anlage auch mit Wintrack geplant worden war. Meine Anfrage nach dem Gleisplan wurde umgehend mit der Zusendung der Datei per Mail beantwortet. Welch eine Überraschung. Ich hatte mir aus den Videos eine Streckenführung zusammengereimt, die so auf der Anlage gar nicht bestand, die ich jedoch für so sinnvoll für einen interessanten Fahrbetrieb erachtete, dass ich sie in meine Planung eingebaut hatte. Auf meiner Anlage verzweigt auch meine 2-gleisige Hauptstrecke kurz vor dem Bahnhof, aber im Gegenteil zu Hintertupfingen enden die Gleise der abzeigenden Strecke nicht als Kopfbahnhof sondern werden unter meinem Bahnhof hergeführt und tauchen mittels Wendel am anderen Ende des Bahnhofes wieder auf. Dadurch ist es möglich, einen Zug entweder auf direktem Weg in den Bahnhof fahren zu lassen, oder über die abzweigende Strecke den Bahnhof von der anderen Seite anzufahren. Gerade im Hinblick darauf, dass die Anlage später mit TrainController 7.0 gesteuert wird, kann der Computer viele interessante Fahrwege generieren, die er für abwechselungsreichen Zugverkehr nutzen kann. Zumindest in der Simulation funktioniert das ausgezeichnet.
Ebenfalls ist es möglich, zweigleisig aus dem Bahnhof auszufahren. Ein langsamerer Schnellzug kann dann von einem schnelleren ICE überholt werden. Wenn der ICE das linke Gleis praktisch als Falschfahrer befährt, wird er durch eine Umgehungsstrecke am Schattenbahnhof vorbei geführt und direkt auf die untere Paradestrecke geleitet.
Der obere Schattenbahnhof, der sich in einem Nebenraum befindet, bietet die Möglichkeit IC-Züge mit Steuerwagen als Pendelzug zurück auf die Strecke zu schicken.
All dies eröffnet dem Steuerungsprogramm viele Zugbewegungen, die nicht direkt vorhersehbar sind.
Während die Hauptstrecke und die Bergstrecke von der Automatik gesteuert werden, kann ich mich ganz um die Kohleverladung kümmern.
Ein Zug mit Selbstentladewagen, der gerade frisch auf der unteren Kohlestrecke beladen wurde, muss, um in die Bergstrecke hineinfahren zu können, einmal komplett durch die Anlage fahren. Er kann dabei die Umleitungsstrecke benutzen, um nicht durch den Schattenbahnhof zu müssen, aber erst wenn er dann zurück zum Bahnhof kommt hat er die richtige Fahrtrichtung um in die Bergstrecke abzuzweigen. Gleiches gilt natürlich auch für den leeren Kohlenzug, der von der oberen Kohlestrecke zur Beladung in die untere fahren muss. Auch der benötigt die ganze Anlage um einmal zu drehen.
Zum Schluss noch ein Wort zu meinem Anspruch an meine Modellanlage:
Sie soll nicht nur für mich zum Fahren, sondern auch für einen gelegentlichen Besucher interessant und fesselnd sein, dazu die o.g. Punkte wie z.B. die vielen verdeckten Gleisabschnitte.
Die Anlage ist meine Fantasiewelt. Ich versuche nicht die Wirklichkeit nachzubauen. Selbst Miwula mit seinem Platzangebot würde daran scheitern.
Ich fahre nicht epochenscharf. Mir gefallen bestimmte Loks und Wagen und die dürfen alle zusammen auf der Anlage fahren. Eine BR39 mit passenden Wagen genau so wie der Reingold mit E10 oder der ICE3. Natürlich lasse ich keine BR01 einen Güterzug ziehen oder eine 101 den blaubeigen Rheingold mit Aussichtswagen. Ich brauche auch nicht solche Aussagen: „Sag doch die Dampflok zieht einen Museumssonderzug“. Nein warum, es ist meine Fantasiewelt, und da brauche ich keine Rechtfertigung wenn ich Züge miteinander fahren lasse, die mir gut gefallen.
Im Bahnhof finden Lichtsignale Verwendung, während auf der Strecke die guten alten Formsignale stehen, warum: weil ich sie schön finde, sie aber zu teuer sind, um den kompletten Bahnhof damit auszustatten.
Oberleitung wird nicht installiert, da eine nicht unerhebliche Menge Geldes dafür drauf gehen würde. So fahren bei mir die E-Loks mit eingeklappten Pantografen.
Die Drehscheibe liegt nicht in Bahnhofsnähe, dort ist einfach kein Platz. Ich habe diese große Fleischmann-Drehscheibe nun aber mal und möchte sie auch nutzen, um die Dampfloks zu drehen. Der Lokschuppen wird bei mir nicht als einzelnes Gebäude existieren. Meine Preiserlein waren so einfallsreich, dass sie die Unterstände direkt in den Fels gehauen haben.
Beide Pläne zeigen von der Gleisgeometrie her den finalen Planungsstand, die Gleishöhen müssen hier und da noch optimiert werden. Die Gebäude und die Landschaft sind nur teilweise beplant worden. Die Feinplanung wird erst kurz vor Baubeginn erfolgen.
So genug der langen Worte, lasset Taten sprechen. Die Diagonalbahn ist die V10, die 2-Raum-Anlage ist die V12.9.
Viel Spaß beim Betrachten meiner Planung. Bin gespannt, ob Reaktionen kommen.
Thomas Popa
Übrigens: Den Avatar haben meine Kinder ausgesucht, vielleicht hat der Gesichtsausdruck etwas mit meiner Planung zu tun